Freitag, 14. Juni 2013

Eugen Ruge, Cabo de Gata


 
Ich stelle mir vor, ich habe "In Zeiten des abnehmenden Lichts" nicht gelesen, beginne also ohne jegliche Erwartung mit der Novelle "Capo de Gata".
Was ich dann entdecke, ist eine melancholisch erzählte kleine Geschichte über das, was passiert, wenn wir uns vom Zufall treiben lassen.

Ein etwa 40-jähriger Mann lässt alles hinter sich, um Berlin für einige Monate zu verlassen. Inspiriert von Bunuels Filmtitel "Der andalusische Hund" reist er mit dem Zug nach Cabo de Gata - laut Reiseführer ein romantischer Ort, der südlichste unter der Sonne Andalusiens.
Nun findet er nicht das, was er gesucht hat, bleibt aber dennoch viele Monate dort, macht Erfahrungen ganz anderer Art, wie die Schönheit einsamer Strandspaziergänge. Oder (und das ist das einfühlsamste Kapitel), wie wundervoll es sein kann, sich zaghaft das Vertrauen einer wilden Katze zu erwerben. Und sie dann auch wieder ziehen zu lassen! Genauso, wie seine Idee, den großen Roman zu schreiben. Plötzlich ist der Roman nicht mehr wichtig.

Ein stilles, in der Sprache sehr verknapptes und doch ganz reiches Buch über das Leben, über Fernweh und über Loslassen. Eugen Ruge erzählt, wie es war - damals.

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