Freitag, 18. Oktober 2013

Alice Munro: Tricks. Acht Erzählungen. Aus dem Englischen von Heidi Zerning (Im Original "Runaway", erschienen 2004)

Alice Munro hat den Nobelpreis für Literatur gewonnen!!
Und heute, acht Tage und acht Erzählungen später, gehöre ich zu ihren Fans und weiß ganz sicher, dass dies nicht mein einziges Buch von ihr bleiben wird.
Schon jetzt freue ich mich auf ihren am 4. Dezember erscheinenden neuen Erzählband "Liebes Leben".

Doch erstmal "Tricks" - wo ich das große Glück hatte, mir noch am Tag der Verleihung eine der wunderschönen Ausgaben aus der Kleinen Reihe vom Fischer Verlag kaufen zu können. So konnte ich noch am selben Abend loslesen.

Vorfreude - wie Weihnachten!
Zuerst habe ich die Story "Tricks" gelesen, deren Titel auch das Buch trägt.
Statford - eine Kleinstadt in Kanada. Hierher fährt die 30-jährige Joanne einmal im Jahr, um sich ein Stück von Shakespeare anzuschauen. Und sie fährt ganz allein - für sie ein Hochgenuß. Nicht reden und keine Rücksicht nehmen müssen.
Diesmal jedoch gerät ihr routinierter Ausflug völlig aus dem Gleichgewicht. Erst verliert sie ihre Handtasche und dann lernt sie zufällig einen jungen Mann kennen, mit dem sie den weiteren Abend verbringen und der in ihr eine große Sehnsucht auslösen wird. Beide trennen sich mit dem Versprechen, sich im nächsten Jahr zur gleichen Zeit und am selben Ort wieder zutreffen. Sein Wunsch an sie ist, dass sie auch dasselbe Kleid tragen möge -

Alice Munro führt uns mit ihren melancholischen und sehr intensiv erzählten Geschichten in kleine Ortschaften Kanadas. In Landschaften, die geprägt sind von Ahornbäumen, fedrigen Zedern und Balsambäumen.
Viele ihrer Figuren sind Frauen, deren Erfahrungen mit Männern bestimmt sind von Demütigung und Enttäuschung. Angenehme Erfahrungen  finden oft nur in ihrer Phantasie statt. Nicht selten hoffen sie auf ein unverdientes Glück oder eine spontane Überraschung. Sie hoffen nie voller Sehnsucht und Intensität, sondern ganz im Stillen. Wider besseres Wissen und gegen jede Vernunft.
Sie alle werden einem so vertraut während des Lesens, dass man am Ende das Gefühl hat, Grace, Lauren, Joanne oder Tessa im wirklichen Leben begegnet zu sein. Sie werden zu guten Freundinnen.
So auch die einzelgängerische Juliet. Wir begegnen ihr  in insgesamt drei Stories, womit Alice Munro mich wirklich überraschte. Und überrascht hat mich als Leserin dicker Romane auch, dass es so beglückend und bereichernd sein kann, Erzählungen zu lesen.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen